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Karriere-Interview mit Gabriele Guttmann

Gabriele Guttmann, 34,
auf erfolgreichen Umwegen zum Traumberuf!


Eine Elektrotechnik-Lehre nach der Matura hat die Südoststeirerin Gabriele Guttmann erst mit Alter von 28 Jahren begonnen - und es keinen Tag bereut. Im Jahr 2021 hat Sie den Lehrberuf Elektrotechnikerin mit Spezialmodul Gebäudetechnik und Service mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. Dafür - und für ausgezeichnete Erfolge in der Berufschule - wurde Sie unter anderem mit dem Stars of Styria der Wirtschaftskammer Steiermark im Oktober 2022 ausgezeichnet.

Der Traditionsbetrieb Roth Handel & Bauhandwerkerservice GmbH hat seit der Gründung im Jahr 1974 Jahren weit über 600 Lehrlinge ausgebildet. Im Karriere-Interview erzählen Geschäftsführerin Jasmin Überbacher und Lehrling Gabriele Guttmann über innovative Ausbildungswege zur weiblichen Fachkraft.

stars of styria gabriele guttmann
Auszeichnung mit dem Stars of Styria: Gabriele Guttmann (mitte) mit Evelyn Frauwallner (li.) und Jasmin Überbacher (re.)


Gabriele,
warum hast du dich für eine Lehre bei der Firma ROTH Handel & Bauhandwerkerservice GmbH entschieden?

GABRIELE GUTTMANN: Nach der Hauptschule absolvierte ich eine Lehre zur Pferdewirtschaftsfacharbeiterin. Danach habe ich in diesem Bereich gearbeitet und parallel dazu die Abend-Matura gemacht. Über mein Interesse für technische Berufe bin ich zum „zam Steiermark GmbH" gelangt und in das Programm „FIT- Frauen in die Technik Steiermark" gekommen. Ich hätte ein Fachkräftestipendium und eine Ausbildung an der HTL bekommen. Allerdings wollte ich in die Praxis und das technische Handwerk hat mich immer schon fasziniert. Durch eine Freundin von mir habe ich ein paar Schnuppertage in der Firma ROTH verbracht und mir wurde danach eine Lehre zur Elektrotechnikerin angeboten. Dieses Angebot nahm ich freudig an.


Die Lehre - auch auf dem zweiten Bildungsweg - hat bei den ROTH Handwerksmeistern einen sehr hohen Stellenwert. Warum?

JASMIN ÜBERBACHER: Wir bieten sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen die Möglichkeit einer Top-Lehrlingsausbildung mit Zukunftsperspektive an. Nur so kommen wir zu unseren Facharbeitern und somit der höchsten Qualifizierung. Besonders, wenn man 15 Jahre alt ist, steuern noch stark die Eltern den Werdegang ihrer Kinder und die Jugendlichen wissen oft nicht genau, was sie wollen. Wir nehmen daher sehr gerne Lehrlinge mit Lebenserfahrung auf, die bereits die Matura haben, wie in Gabrieles Fall. Ob weiblich oder männlich spielt bei uns keine Rolle. Natürlich bieten wir auch die Lehre mit Matura an, hier waren wir sogar Vorreiter. Aber die jungen Menschen sind hier mit drei Organisationen konfrontiert und in ihrer Sozialentwicklung oft überfordert. Dazu fehlt es ihnen an Mobilität, weil sie noch keinen Führerschein haben und die Eltern sind als Erziehungsberechtigte bei Entscheidungen einzubinden.


Warum war eine Lehre attraktiver als z. B. nach der Matura ein Studium zu machen?

GABRIELE GUTTMANN: Es haben mich viele gefragt, warum ich nicht Studieren gehe. Aber ich würde es noch einmal genau so machen. Dabei bin ich selbst auf die Idee gekommen, den Beruf Elektrotechnikerin von Null an zu erlernen und zum fachlichen Wissen bei ROTH viel praktische Erfahrung auf den Baustellen zu sammeln. Außerdem wollte ich zum Betrieb dazugehören und nicht nur dort und da Praktika machen. Dabei war ich schon 28 Jahre alt, als ich meine Lehre begonnen. Dafür erlernte ich meinen Beruf im realen Echtzeitbetrieb.

JASMIN ÜBERBACHER: Es braucht wahre Größe, mit 28 Jahren eine Lehre anzugehen. Denn es gibt immer noch viele Vorurteile in unserer Gesellschaft gegenüber dem Werdegang, zuerst die Matura und danach eine Lehre zu machen. Daraus resultiert der akute Fachkräftemangel, von dem wir als steirisches Unternehmen nicht verschont sind. Die Berufsbilder verändern sich rasant und dabei brechen zum Glück alte Denkstrukturen auf. Diese neue Denke, mit einer Lehre und einem Meister in eine Führungsposition zu gelangen und den offenen Wettbewerb der Talente, verfolgen wir. Denn wir bilden die besten Köpfe aus, um die Besten am und für den Markt zu bekommen. Dabei steigt die Lernkurve bei einem Erwachsenen, dessen Persönlichkeitsentwicklung schon ausgeprägter ist, rascher. Dahingehende Modelle für die Lehre nach der Matura, welche es in Deutschland bereits gibt, würden wir uns auch für Österreich wünschen.

 

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Wie ist es, als Frau in einem männerdominierten Beruf zu arbeiten?

GABRIELE GUTTMANN: Nachdem ich bereits erwachsen war, als ich die Lehre zur Elektrotechnikerin begonnen habe, stand ich schon mitten im Leben und tat mir vermutlich mit dem männlich dominierten Team auf der Baustelle leichter. Ich hatte nie Probleme und komme immer gut mit meinen Kollegen aus. Ich stoße mir auch keinen Zacken aus der Krone, wenn ich um Hilfe frage, wenn mir z. B. etwas zu schwer ist. Allerdings muss ich schon dazu sagen, dass ich meist die einzige Frau in den Teams vor Ort bin. Aber wenn einem die Arbeit Spaß macht und man sich mit den Kollegen gut versteht, spielt das keine Rolle.

JASMIN ÜBERBACHER: Wir wünschen uns, dass mehr Frauen und Mädchen den Weg in die technischen Berufe einschlagen. Bei unseren kaufmännischen Lehrlingen ist der weibliche Anteil natürlich noch größer. Gesamt sind 180 Handwerker unter unseren 220 Mitarbeitern, darunter 35 Lehrlinge und davon sind sieben Lehrlinge weiblich. Wir wollen nicht nur die Anzahl der Lehrlinge in den kommenden zwei Jahren verdoppeln, sondern dementsprechend auch den weiblichen Anteil im technischen Handwerk erhören.


Was bietet die Firma ROTH Handel & Bauhandwerkerservice GmbH an Mitarbeiter-Benefits an?

JASMIN ÜBERBACHER: Nachdem wir die besten Mitarbeiter und Lehrlinge im Unternehmen haben wollen, müssen wir dafür auch etwas bieten. Neben einer breiten, fundierten Fachausbildung in allen Unternehmensbereichen und einer Bezahlung über dem Kollektiv (bereits ab dem 1. Lehrjahr) sowie Prämien für besondere Leistungen, bieten wir beste Aufstiegschancen in unserem erfolgreichen Unternehmen an.

Alle Mitarbeiter kommen auch in den Genuss unserer Benefits, dazu zählen Geschenke für Jubiläen, Hotelvergünstigungen, ein Betriebsarzt inkl. Vorsorgeuntersuchungen, gratis Sehtests und Impfungen, individuell angepasste Schutzkleidung inkl. Gehörschutz, Prämien und Ausbildungschecks gemeinsame Ausflüge und noch vieles mehr.

Damit unsere Mitarbeiter und Lehrlinge stetig die Chance haben sich weiterzubilden, wurde im Jahr 2019 die ‚ROTH-Akademie‘ ins Leben gerufen. Die Unterstützung erfolgt fachlich während der Arbeitszeit und auch finanziell. Eine Doppellehre, Lehre mit Matura, die Meisterprüfung oder ein Studium - um nur einige Beispiele zu nennen - als Fachkraft von heute muss man am Prozess des lebenslangen Lernens teilhaben, um zukunftsfit für die Berufsbilder von morgen zu sein.
Ob unsere Mitarbeiter regional oder überregional arbeiten, können sie selbst entscheiden. Durch die Vielzahl unserer Gewerbe kann man abteilungsübergreifend Erfahrungen sammeln und umfassendes Know-How erwerben.

Unser einzigartiges Projekt, das ROTH-Lehrlingstaxi, holt Lehrlinge und Mitarbeiter auf Wunsch zu Hause ab, bringt sie zur Arbeitsstelle und danach wieder nach Hause.

Wir bringen auch Privatleben und Karriere in Einklang. Aktive Work-Life-Balance mit einem flexiblen Arbeitszeitmodell und einer 4-Tage-Woche wird bei uns bereits gelebt.


Wie sehen deine Zukunftspläne aus, Gabriele?

GABRIELE GUTTMANN: Nachdem ich im Vorjahr meine Lehrabschlussprüfung abgeschlossen hatte, standen mir bei ROTH viele Möglichkeiten. Momentan arbeite ich noch auf vielen interessanten Baustellen als Elektrotechnikerin und bin gerade am Sprung in den Bereich Gebäudetechnik und Service, hier konnte ich durch meine Lehre mit dem Spezialmodul bereits sehr viel Wissen sammeln.

 

Und mein Rat an alle Frauen:
„Traut euch und probiert es einfach aus!
Man sollte keine Angst vor dem Scheitern haben."

 

Fotos: Stephan Freisinger, WKO Steiermark - Foto Fischer | Text: teilweise GRAZETTINA